„Nur noch ein paar Kilo, und noch 2 cm, dann wird es passen. Dann bin ich perfekt!“ So und ähnlich sahen vor rund 1,5 Jahren meine Gedanken und Selbstgespräche noch aus. Heute bin ich schwanger und liebe jedes Kilo an mir. Wieso das überraschend ist, ist einfach zu beantworten.
Ich bin seit meiner Kindheit Essgestört und erst seit ein paar Jahren „trocken“ und was neben einem selbstzerstörerischen Essverhalten noch zu einer Essstörung gehört ist ein schlechtes beziehungsweise negatives Körperbild. Man geht davon aus, dass es bei einer Schwangerschaft von Essgestörten zu zwei Effekten kommen kann. Entweder sie entdecken Ihrer Körper mit all den Veränderungen als ein Wunder wieder neu und beginnen ihren Körper zu schätzen und zu lieben. Oder aber die Essstörung manifestiert sich noch stärker und Berührungen des eigenen Körpers, so wie der glaube an ein gesundes Baby sind kaum möglich, meist kommt in diesen Fällen die Essstörung nach der Geburt des Kindes, mit Anlauf wieder zurück.
Ich wusste absolut nicht was mich erwarten würde und ich weiß auch nicht wie sich das Gefühl meinem Körper im weiteren Verlauf meiner Schwangerschaft verändern wird, aber was ich im Moment empfinde, macht mich glücklich.
Meinem Körper beim „wachsen“ zuzusehen und zu wissen, dass unser kleiner Süßfratz in ihm heranwächst begeistert mich. Ich liebe es meinen Bauch zu streicheln und auch stört es mich nicht das mein Ehemann, das auch gerne tut. Früher wäre das für mich nur schwer vorstellbar gewesen, aber ich fühle mich wohl. Ich esse sehr intuitiv, was in erster Linie wahrscheinlich meiner anhaltenden Übelkeit zuzusprechen ist, aber ich spüre auch das mir das guttut und ich diesen „Kontrollverlust“ jetzt auch benötige. Mein Gewicht ist mir natürlich nicht egal, ich ernähre mich immer noch, vegan, vollwertig und gesund und mir ist es sehr wichtig, die durchschnittlichen 15 kg, die Frauen in der Schwangerschaft zunehmen ungern überschreiten, aber ich habe keine Panik davor, da ich mir absolut bewusst bin, dass ich das zu mir nehmen was „WIR“ gerade benötigen.
Die Frage ist, was wäre, wenn ich auf der anderen Seite der Medaille gelandet wäre?
So genau kann ich das natürlich nicht sagen, aber ich hoffe das ich den Schritt zu einer erneuten Therapie gefunden hätte und bin mir sehr sicher das meine Lieben mich sonst darauf aufmerksam gemacht und sehr unterstützend gewesen wären. Aber viel wichtiger ist, auch das wäre völlig in Ordnung gewesen! Jedes Gefühl, jede Emotion ist wichtig und sollte nicht als falsch abgetan werden.
Ich weiß wie gesagt nicht was in den nächsten Monaten oder nach der Geburt geschehen wird, aber ich lass es auf mich zukommen, ich will nicht Eventualitäten durchplanen und mich dadurch verunsichern.
Jeder Mensch ist wunderschön. Ich auch!